Wir steigen mit einem Fallbeispiel ein und sie führen im Rollenspiel das Erstgespräch –
ganz so wie sie es morgen machen würden, wenn sie eine erste Patientin haben.
Haben sie das verstanden?
Möchten sie sich eine Struktur aufschreiben?
Prüfling
Ja.
AÄ: Gut. Dafür haben Sie 2 Minuten Zeit.
(Nun zittert meine Hand doch etwas. Zum Glück legt sich das mit der steigenden Anzahl
meiner Erinnerungsbuchstaben aus den Merksätzen. Mein Gehirn ruft Wissen ab –
wunderbar – kein Blackout, denke ich mir, und so bin ich deutlich vor Ablauf der 2 Minuten fertig mit meinen Notizen.)
In Kurzschrift steht dort als Struktur der
Einstieg (Setting, Rahmen, äußerer Eindruck des Patienten (P1), …)
die Anamnese (Biographie zum Patienten, der Familie, der Krankheit, Sozialanamnese und der Gefahrencheck – F0, F1, Gefährdung, Psychotik)
und der Psychopathologische Befund (nur die Erstbuchstaben meines Merksatzes:
Bewusste (Bewusstseinsstörungen)
Orientierung (Orientierungsstörungen)
Macht (machen i. S. v. Antrieb/Psychomotorik)
Bestimmt (Stimmung i. S. v. Affektivität/Gefühlslage)
Aufmerksam (Aufmerksamkeit, Konzentration und damit verbunden Merkfähigkeit)
ganz Vegetativ (vegetativ und alles andere, d. h. essen, schlafen, Sex, Schmerzen, circadiane Besonderheiten)
meine Abschlussfrage: Habe ich etwas vergessen zu fragen, was sie für wichtig erachten und mir gern noch
berichten möchten?
Anmerkung
Eine Struktur im Kopf zu haben und mit dieser das öfters im Rollenspiel mit Lernpartnern zu üben, hilft dir, damit du sicher im Umgang mit den wichtigen Fragen bist und nichts vergisst.
Notizen sind sehr zu empfehlen. In diesem Fall kannst Du jeden einzelnen Punkt abhaken, den Du erklärt hast, so vergisst Du nichts. Gerade bei einem Rollenspiel ist es besonders wichtig, die fachlichen Punkte alle anzusprechen und nicht in Smalltalk zu gelangen.
Also es wird so sein, dass Herr C. Ihnen die Krankheitsdaten, einer seiner Patientinnen
vorgibt und sie danach als Rolle spielt und sie führen wie gesagt das Erstgespräch. Aber
das ganze Vorgeplänkel wie z. B. Datenaufnahme usw. haben sie schon gemacht.
Es handelt sich um eine 42-jährige Frau, die...
Patientin: "Ja also das ist so. Ich habe eine riesige innere Wut, so eine richtige Aggression. Mein Mann
ist fremdgegangen. Er leugnet das natürlich. Aber ich habe ganz klare Indizien. Das ist total
abgefahren alles. Ich könnte ihm den Hals umdrehen. Aber ich habe ja auch die drei Kinder. "
Prüfling
(Na prima – Einstieg ist schon gelaufen, denke ich und merke, wie mich die Abweichung
von meiner Struktur im Gehirn auch direkt weich macht. Pustekuchen sage ich mir, so nicht
und löse das meiner Meinung nach clever, indem ich das auf der Metaebene doch noch
mache.)
Also schauen sie, nun haben wir doch schon einiges geschafft. Sie haben einen guten
Sitzplatz gefunden, auf dem sie sich wohlfühlen und sind mit einem Getränk versorgt. Sie
haben die DSGVO-Patienteninformation unterzeichnet und wissen, dass unser Gespräch
vertraulich behandelt wird, weil ich der Schweigepflicht unterliege.
Wie vorhin schon gesagt, werden wir jetzt zwei große Fragenblöcke durchgehen. Danach schauen wir, was sie denn
haben könnten und werfen vielleicht schon einen Blick in Richtung Therapie. Ich habe jetzt
auch schon einen guten äußeren Eindruck von ihnen bekommen und muss sagen, da fällt
mir jetzt gar nichts auf.
(AÄ und HP grinsen und erkennen scheinbar meine Taktik.
Macht nix, denn ich bin jetzt gut ins Reden gekommen und fühle mich sicher.)
Wenn ich das richtig gehört habe, dann sind sie hier, weil sie Indizien dafür haben, dass ihr
Mann fremdgeht. Und das bringt sie so sehr in Wut, dass sie ihm den Hals umdrehen könnten. Aber
da sind ja auch die Kinder.
Anmerkung
Bei Fallbeispielen bereite dich gut vor mit Rollenspielen mit Lernpartnern und als Hilfe in der Prüfung selbst kannst Du auch zwischendrin in die Metaebene wechseln indem Du den/die anderen Prüfer ansprichst.
Der Trick, den der Prüfling hier anwendet ist sehr gut: Sie fasst zusammen, was bereits passiert ist und kann damit ganz viel Fachwissen zum Ablauf und den Gesetzen einbringen. Das ist ein wichtiger Punkt im Rollenspiel: Zeige Fachwissen!
´22 hat mich Corona so richtig erwischt. Fast einen Monat war ich flachgelegen. Die restliche
Familie hatte kaum etwas. Und die erste Schwangerschaft war schwierig. Da musste ich paar Tage
ins Krankenhaus. Mehr fällt mir nicht ein.
Prüfling
Und wie sieht es in der Familie aus? Gibt oder gab es da irgendwelche körperlichen oder
seelischen Krankheiten?
Anmerkung
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Eine körperliche Rüge wie Ohrfeigen und Schubsen kann ich mir schon vorstellen. Das hab ich
als Kind ja auch oft genug erlebt. Das war nicht schön, aber hat geholfen.
Prüfling
(Ich fühle mich etwas hilflos und überspiele das gekonnt, indem ich sage:)
Ich vermerke mir das jetzt mal und komme darauf später nochmals zurück. Lassen sie uns erst
die restlichen Fragen durchgehen.
(Scheinbar war das klug gelöst, denn die AÄ notiert fleißig nickend.)
Was machen sie denn gern in ihrer Freizeit?
Anmerkung
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Da bin ich total aktiv im Fußballverein meiner Kinder – Wäschewartin, Fahrdienst,
Terminkoordination – das volle Programm. Dort sind auch meine Freundinnen. Das macht mir Spaß,
da gehe ich auf.
Prüfling
Und auf Arbeit?
Anmerkung
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Ich gehe dem Thema nach und finde heraus, dass es fast täglich ein Bier am Abend ist. Außerdem
kommt es etwa einmal im Monat zu einer Feier im Fußballverein und da wird es dann schonmal eine
Flasche Wein pro Kopf.
(Der HP merkt, dass ich dazu neige, diese Spur zu intensiv aufzugreifen und
bremst mich fairerweise...)
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Da müssen sie sich keine Sorgen machen. Ich habe da absolute Obergrenzen. Keinesfalls
würde ich den Führerschein riskieren – schon wegen der Arbeit und der Kinder und dem Verein. Da
steckt wirklich nicht mehr dahinter.
Prüfling
(Ich nehme den Hinweis an und lasse den Alkohol Alkohol sein. )
Nehmen Sie Drogen?
Anmerkung
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Ich bin regelmäßig, also mindestens jährlich beim Endokrinologen zum Check wegen meiner
Schilddrüse. Da bekomme ich ja seit ich 20 bin das Medikament XYZ.
Prüfling
(Na prima! Ich habe Medis und damit auch was Organisches gefunden, trotz der
Krankheitsanamnese und Arztfrage. Keine Ahnung was das für Medikamente sind. Ich löse es wie
folgt:)
Da schau an. Schilddrüse. Erzählen sie doch mal, wie war das denn als sie das noch nicht
wussten. Wie ging es ihnen? Wie war ihr Verhalten?
(HP grinst, erkennt meinen Trick und kürzt ab.)
Anmerkung
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Na, wie das mit Schilddrüsenüberfunktion eben ist.
Prüfling
(Ich spiele mit und mache es wie bei der Fremdgefährdung.)
Das stimmt, wir wissen ja beide, dass man da aufgedreht ist und reizbar und irgendwie total
hochtourig. Zum Thema Arzt würde ich nachher nochmal kommen, wenn wir mit den Fragen durch
sind.
(AÄ schreibt erneut nickend in ihren Dokumentationsbogen.)
Haben sie schonmal darüber nachgedacht, dass es bei all dem Drama besser wäre, morgens
nicht mehr aufzuwachen?
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(Lacht und meint zwinkernd:)
Auf jeden Fall. Das ist ja wirklich wie im Theater. Aber ich weiß, was sie meinen und sage, dass
es in dem Sinne nicht drauf ankommt.
Prüfling
Den ersten Fragenblock haben wir geschafft. Jetzt schauen wir uns verschiedene Bereiche der
menschlichen Psyche an, die mir helfen ihr persönliches Beschwerdebild besser einzuordnen. Sie
machen, das wirklich prima. Ich erlebe sie auch völlig klar und wach.
(Bewusstseinsstörungen habe ich also schon geklärt, was die AÄ auch erkennt und notiert. Ich kürze den Bericht ab und gebe hier mal nur stichpunktartig die Rückmeldungen von der Patientin auf die
patientengerecht gestellten Fragen wieder:)
Orientierungsstörungen: keine Auffälligkeiten
Antrieb: Mal so und mal so, aber das ist völlig im normalen Bereich. Der Laden läuft.
Affektivität: lebensbejahend
Denkstörung, formal: innere Struktur, alles wie immer
Denkstörung inhaltlich: keine Schuldgefühle ("es gehören immer zwei dazu")
keine Eifersucht ("ich hätte auch genug Möglichkeiten)", wiederkehrende Gedanken ("hinterfrage zwar meinen Anteil an der
Sache, aber das ist schon viel besser geworden")
Intelligenzstörung: Ich erkläre laut, dass das bei ihr gewiss kein Thema ist als Physiotherapeutin und
dreifache Mutter und Engel des Fußballvereins.
(Dies bringt die Kommission erneut zum Lächeln.)
Vegetativ: Appetit voll da – eher zu bremsen, da Weihnachtszeit, schlafen wie ein Stein, Sex – Lust
ist da, aber Mann widert sie derzeit an.
Schmerzen – keine außer dem seelischen Schmerz und Muskelkater nach schweren Physiopatienten
(circadiane Besonderheiten vergaß ich zu fragen, keine weiteren Sachen zu berichten, die wichtig sind und nicht gefragt wurden)
(Ich mache mich innerlich darauf gefasst, dass ich herauszufinden soll „Was denn die Patientin hat?“
„Könnte“ und laut denkend alle F-Kategorien durchzugehen, um am Ende mich auf eine
Verdachtsdiagnose zu beschränken. Ich spüre, dass ich innerlich unruhig werde, weil da so viele
Optionen angeschnitten wurden. Doch scheinbar habe ich mit meinem ausführlichen Befund die Zeit
Verquatscht, denn …
AÄ: Dankeschön soweit.
Anmerkung
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Erzählen sie uns doch noch etwas zu ihren künftigen Pflichten nach
Patientenrechtegesetz.
Prüfling
Ich berichte also in Sätzen und mit kleinen Erläuterungen von der Aufklärungs- und
Informationspflicht, von der Dokumentations- und Aufbewahrungspflicht und von der Sorgfalts- und
damit verbundenen Fortbildungspflicht.
Anmerkung
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Neben dem Recht zur Einsicht in ihre Patientenakte haben sie natürlich insbesondere das
Recht, dass ich alle meine Pflichten achtsam und gewissenhaft ausführe.
Anmerkung
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